Slovensko

Löhne und Gehälter

Arbeitskosten im Euroland Slowakei nach wie vor niedrig

Trotz der positiven Dynamik seit einigen Jahren sind die Arbeitskosten im Euroland Slowakei nach wie vor niedrig.

Im Jahr 2018 lagen sie laut Eurostat in der gewerblichen Wirtschaft im Schnitt bei 11,8 Euro pro Stunde und betrugen damit ein Drittel der deutschen (35 Euro) und weniger als die Hälfte des EU-Durchschnitts (27 Euro). In der Industrie fielen pro gearbeitete Vollzeitstunde 12,2 Euro an, im Baugewerbe 9,8 Euro, im Dienstleistungssektor 11,7 Euro.

Im 2. Quartal 2019 stieg der monatliche Bruttodurchschnittslohn laut Statistikamt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nominal 9,7 Prozent auf 1.101 Euro. Es war der höchste Anstieg in elf Jahren. Die Löhne im öffentlichen Dienst trieben den Wert, da sie um ein Fünftel anzogen. Im verarbeitenden Gewerbe aber fiel der Lohnanstieg mit 5,5 Prozent bereits geringer aus als im 2. Quartal 2018, als es 7,8 Prozent waren.

Der Staat dreht an der Lohnspirale kräftig mit. Die Entscheidung der Regierung, den Mindestlohn 2020 auf 580 Euro zu erhöhen, bedeutet gegenüber 2018 eine Erhöhung um 12 Prozent, gegenüber 2015 eine Erhöhung um 50 Prozent. In zwei Stufen wurden darüber hinaus ab Mai 2018 und Mai 2019 die Zuschläge für Nachtschichten und Wochenendarbeit erhöht. Da sie sich am Mindestlohn ausrichten, treibt dessen Erhöhung die Lohnkosten zusätzlich.

Wie bei der Arbeitslosenquote gibt es auch bei den Lohnkosten ein West-Ost-Gefälle. In Bratislava liegen die Löhne um mindestens ein Viertel über dem Landesdurchschnitt. In der Hauptstadt übersteigt das mittlere Lohnniveau 1.300 Euro pro Monat. In den Regionen Trnava, Kosice und Trencin sind es schon fast 1.000 Euro. Am wenigsten verdienen Beschäftigte in den Regionen Presov und Nitra. Durch die Ansiedlung von Jaguar Land Rover (JLR) und zahlreichen Kfz-Zulieferern rund um Nitra könnte sich das ändern. So forderte der Betriebsrat bei JLR im Herbst 2019 ähnliche Durchschnittslöhne wie bei den drei anderen Autobauern im Land.

e nach Wirtschaftszweig zeigen sich beim Gehaltsniveau deutliche Unterschiede. Während der Durchschnittslohn im Finanzwesen im 1. Halbjahr 2019 erstmals die 2.000 Euro überschritt, erreicht er im Handel, dem Immobiliensektor und einigen Industriebranchen nicht einmal die Hälfte davon. In der Industrie zahlt der Fahrzeugbau besonders hohe Löhne. Ihr Durchschnitt liegt um fast ein Drittel über dem der Löhne im verarbeitenden Gewerbe.

Auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle. In Industrieunternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten lag der Durchschnittslohn im 2. Quartal 2019 bei 1.328 Euro. Von Unternehmen mit ausländischem Kapital erwarten die Bewerber ohnehin eine überdurchschnittliche Bezahlung. Dafür müssen sie sehr gute Qualifikationen mitbringen, eine oder mehrere Fremdsprachen sprechen, bereit sein, eigenverantwortlich zu arbeiten und Überstunden zu leisten.

Die Durchschnittslöhne des Statistikamts liefern nur einen ersten Anhaltspunkt, da bei der Lohngestaltung Variablen wie Berufsposition, regionaler Arbeitsmarkt, die Dauer der Betriebszugehörigkeit und die Erfahrung des Beschäftigten hineinspielen.

Durchschnittslöhne nach Berufspositionen fächert der "Quartalsbericht über den Preis der Arbeit" (ISCP) auf. Das slowakische Arbeitsministerium und die Beratungsfirma Trexima erstellen ihn vierteljährlich (http://www.trexima.sk). Mit Fokus auf Industrie und unternehmensnahe Dienste erfasst die AHK Slowakei in einem Gehaltsbenchmark (https://www.dsihk.sk/publikationen/gehaltsbenchmark-slowakei/) 60 Fach- und Führungspositionen. Der Bericht enthält zugleich Angaben zu Zusatzleistungen, Fluktuationsquoten oder Krankenständen und erlaubt regionale Vergleiche.

Autor: Miriam Neubert, gtai (Oktober 2019)

Bildnachweis: Pond5.com
Erstellt am: 26.02.2020, aktualisiert am: 24.09.2020
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